Von Repente nach Kagar

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Im Internet kursiert das spanische Wortspiel „Cómo ir de Repente a Kagar“, das als Routenplanung zwischen zwei deutschen Orten (Repente und Kagar) daherkommt, übersetzt aber „Wie man plötzlich kacken geht“ bedeutet. Die beiden Orte, die in Brandenburg liegen, sind mittlerweile selbst Spaniern geläufig, die noch nie einen Fuß in Deutschland gesetzt haben. Umgekehrt sind auch Deutschen, die mit Spanien rein gar nichts am Hut haben, dank einer bekannten Spülmittel-Werbung die beiden erfundenen Ortsnamen Villarriba und Villabajo ein Begriff, die übrigens nichts anderes als „Oberdorf“ und „Unterdorf“ bedeuten.

Wie so oft übertrifft die Wirklichkeit die Phantasie, denn in Spanien gibt es viele sehr reale Orts- und Städtenamen, die wie erfunden klingen. In der Autonomen Region Valencia findet man beispielsweise einen Ort namens Torres Torres mit seinen als „torrestorreros“ bekannten Einwohnern. Ich war zwar noch nicht dort, aber dem Namen nach muss die Gegend mit Türmen geradezu überseht sein … Ganz in der Nähe liegen übrigens zwei benachbarte Dörfer, die Algimia de Alfara und Alfara de Algimia heißen. Das sieht nach einem schweren Plagiatsfall aus, oder? Eine ähnlich „einfallsreiche“ Namensgebung findet man auch in Aragonien mit den bekannten Beispielen Mora de Rubielos und Rubielos de Mora. Wer als Auswärtiger nach dem Weg fragt, sollte also ganz genau wissen, wo er hinwill. Ganz in der Nähe liegt übrigens ein Dorf, in dem man sicher nicht nur (heiße) Luft verkauft bekommt, das aber dennoch Venta del Aire (wörtlich: „Luftverkauf“) heißt. Okay, hier habe ich etwas geschummelt, denn das spanische Wort „Venta“ lässt sich nicht nur mit „Verkauf” übersetzen, sondern bezeichnet auch einen „Gasthof“. Daher wird in der valencianischen Ortschaft Venta del Moro auch kein Menschenhandel mit Mauren („moro“) betrieben …

In Murcia wiederum gibt es zwei Orte, die Jabalí Nuevo und Jabalí Viejo heißen, also übersetzt „Neues Wildschwein“ und „Altes Wildschwein“. Die Menschen dort nennen sich übrigens „javalineros“ im ersten Fall und „javalientustanos“ im zweiten Fall. Wer schon bei diesen Bezeichnungen die Nase rümpft, wird erst recht vor dem ebenfalls in Murcia gelegenen Alcantarilla zurückschrecken, dessen Name „Kloake“ oder „Gully“ bedeutet, tatsächlich aber vom arabischen „al-qantara“ (Brücke) abstammt.

Ein anderer Ortsname, der mich schon immer fasziniert hat und nach einem Grimmschen Schauermärchen klingt, ist Alquerías del Niño Perdido („Aussiedlerhöfe des verlorenen Kindes“), das oft auch auf Alquerías del N.P. verkürzt wird. Doch keine Sorge, bisher ist dort kein Kind abhanden gekommen. Offenbar geht dieser eigenartige Name darauf zurück, dass verschiedene Gehöfte zu einer Gemeinde zusammenwuchsen und die Gottesmutter unter dem Namen „Nuestra Señora del Niño Perdido“ verehrten.

Beispiele für ausgefallene Ortsnamen findet man natürlich in aller Welt. Kennt ihr die walisische Gemeinde Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch? (Zu Risiken und Nebenwirkungen der Aussprache fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!) Sie hält den Rekord des längsten Städtenamens Europas, der so viel wie „Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe eines schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle“ bedeutet und offenbar im 19. Jahrhundert als Zungenbrecher und Tourismusmagnet entstand …

Welche Ortsnamen kennt ihr, die wie ein (schlechter) Witz klingen, aber tatsächlich existieren?

5 KOMMENTARE

  1. Mal wieder ein sehr witziger Beitrag. Der Kagarsee gefällt mir ja besonders. Musste dabei auch an die deutsche Familie Joder denken, deren Familien-Homepage einst in meinem spanischen Bekanntenkreis für einige Lacher sorgte.

    Was Ortsnamen angeht, so fallen mir zwei ein, die beim ersten Mal leichte Zweifel an meiner Orientierungsfähigkeit aufkommen ließen: In der Nähe von Ansbach im tiefsten Mittelfranken, wo man sich bestenfalls in der Nähe zu Baden-Württemberg wähnt, verwirrt ein Wegweiser, der behauptet, es wären nur noch acht Kilometer bis Sachsen.

    Und hier in England wollte ich einmal einen Autobahnstau umfahren und wäre fast in Ägypten gelandet. Egypt entpuppte sich dann aber doch nur als urenglisches Dörfchen in Buckinghamshire.

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